Erinnerungen an einen Nutzgarten
Die Familie in Mühlheim hatte schon immer den sogenannten „Acker“, und den gibt es heute noch. Dieser Acker ist kein zu bestellendes großes Feld, wie Bauern es haben, sondern es ist einfach ein Nutzgarten, ein paar Straßen vom Haus und dem darum befindlichen Blumengarten entfernt (eine Art großer Schrebergarten also, aber es fehlen die obligatorische Hütte und die Gartenstühle darin, denn er ist zum Säen und Ernten, nicht zum Wochenendaufenthalt bestimmt).
Auch die Kinder hatten von klein auf eine Verbindung zu diesem Garten. Zunächst einmal mußten sie essen, was darin geerntet wurde. Und das war, in den Augen der Kinder, schlechter als das, was es zu kaufen gab: Die Kirschen, sahen sie auch noch so schön aus, hatten Würmer, die Äpfel waren teils unförmig und hatten Druck- oder ebenfalls wurmige Stellen, in den Salatköpfen verbargen sich Schnecken ... wie ekelig! Daß das Gemüse und Obst, das es zu kaufen gab, dafür mit Chemikalien behandelt war, interessierte sie nicht, vermutlich wußten sie es nicht einmal, der Begriff des biologischen Landbaus existierte noch nicht. Die Kinderlieblingsäpfel waren Granny Smith in lilafarbenen Styroporschalen, je geschmackloser, desto besser.
Maier, Andreas und Büchner, Christine (2006). Bullau.
Versuch über Natur. Frankfurt/M.: Heinrich & Hahn (S. 79 f.)