Zwischen drinnen und draußen

Elemente der Gartengestaltung in Kitas: Natursteinterrasse

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Herbert Österreicher plant und gestaltet Freianlagen von Kitas, Horten und Grundschulen. In einer Serie berichtet er an Beispielen, worauf man bei der Gartengestaltung achten sollte und was Kinder im Außengelände brauchen, um sich wohl zu fühlen.

Befestigte Flächen sind ein wichtiger Bestandteil jeder Außenanlage. Auch in einem Garten für Kinder erfüllen sie zahlreiche Funktionen. Dabei kommt einer Terrasse, die sich unmittelbar an einen oder mehrere Gartenausgänge anschließt, eine besondere Rolle zu.

Die Terrasse als Zentrum und Bindeglied

Natursteinterrasse 1In vielen Fällen wird eine Terrasse mit einem festen Bodenbelag direkt am Gebäude angelegt. Da man sie so einerseits von den Räumlichkeiten des Hauses, andererseits vom Gartengelände her betreten kann, bildet sie ein Bindeglied zwischen drinnen und draußen. Wie wichtig das gerade auch in einer Kindertagesstätte ist, zeigen verschiedene Beobachtungen. Für Kleinkinder beginnt an dieser Stelle die Erkundung und Eroberung eines Gartens – von einem übersichtlichen und gesicherten Terrain aus. In den ersten Wochen und Monaten halten sie sich oft sehr lange auf dieser Fläche auf, was häufig auch daran liegt, dass sie dabei ihrer jeweiligen Bezugsperson nahe bleiben können, denn vielfach stellt eine Terrasse auch einen Bereich dar, an dem sich die Erwachsenen gerne aufhalten. Ältere Kinder hingegen nutzen das weiter entfernt liegende Außengelände sehr viel intensiver. Dennoch hat eine zweckmäßige und schön gestaltete Terrasse auch für sie große Bedeutung: als Treffpunkt für bestimmte Spiele und andere Aktivitäten, für eine gemeinsame Brotzeit und für Besprechungen aller Art. Damit wird die Terrasse in gewisser Weise zu einem Kommunikationszentrum – für Kinder wie für Erwachsene. Neben solchen Überlegungen sollte auch nicht übersehen werden, dass eine an einen Gartenausgang grenzende Terrasse auch eine Schmutzschleuse darstellt. Besonders bei feuchter Witterung hilft ein befestigter Boden vor dem Haus, die Innenräume vor allzu starker Verschmutzung zu schützen. Zum einen begünstigt eine großzügige Terrasse ein Draußensein auch bei Matschwetter (was andernfalls häufig unterbleibt ...), zum anderen lässt sich eine solche Fläche relativ leicht reinigen.

Eine Fläche als Gestaltungsaufgabe

Vielfach steht bei der Anlage von Terrassenflächen lediglich die Zweckmäßigkeit im Vordergrund.  Das führt – was die Gestaltung betrifft – meist zu langweilig und steril wirkenden Flächen. Das ist schade, denn dabei werden wichtige Aspekte vernachlässigt. So soll ein Bodenbelag in der Regel nicht nur über viele Jahre seine Funktion erfüllen können, sondern auch entsprechend lange attraktiv bleiben. Während Fehlentscheidungen bei der Bepflanzung oder manchen anderen Fragen der Gartengestaltung oft verhältnismäßig leicht korrigiert werden können, ist das bei festen Belägen meist deutlich schwieriger und teurer. Es lohnt sich also unbedingt, vor dem Bau einer Terrasse von Anfang an alle wichtigen Gesichtspunkte zu berücksichtigen und sich in der Planungs- und Vorbereitungsphase genügend Zeit zu nehmen. Über all das haben wir gesprochen, als es darum ging, im Außengelände der Kindertagesstätte St. Josef in Hauzenberg eine größere Terrasse anzulegen.

Natursteinterrasse 2

Dieses Vorhaben stand im Zusammenhang mit einer grundlegenden Erneuerung des Außengeländes, zu der es auch wegen eines Anbaus für eine zusätzliche Krippengruppe gekommen war. Und so, wie die anderen Neugestaltungspläne bereits mit Hilfe zahlreicher Eltern und Teammitglieder umgesetzt werden konnten, würden wir auch die neue Terrasse in einem Gemeinschaftsprojekt selbst bauen.
Ausgehend vom Wunsch der Leiterin der Einrichtung nach einer Natursteinterrasse haben wir zunächst bei örtlichen Steinhändlern und Steinbrüchen nach dem passenden Material gesucht. Da Hauzenberg und seine Umgebung für hochwertige Granitvorkommen bekannt sind, war von vornherein klar, dass wir dieses Gestein verwenden
würden. Allerdings sollte es keine streng geometrisch regelmäßige Belagfläche sein, sondern eine Kombination unterschiedlicher Elemente, aufeinander abgestimmt in Formaten, Oberflächenstruktur, Farbe und Verlegetechnik.
Nachdem wir uns für die einzelnen Materialsorten und Platten- bzw. Steingrößen entschieden hatten, entstanden Skizzen zu verschiedenen Verlegemustern. Dabei ging es nicht nur um ästhetische Fragen, sondern auch darum, die jeweils nötigen Mengen der einzelnen Materialien zu ermitteln. Darüber hinaus waren noch andere Materialien zu besorgen und der Gartentag mit Eltern, Kindern und Teammitgliedern zum eigentlichen Bau der Terrasse zu organisieren.

Plattenverlegung und Pflastern – Jeder Stein zählt ...

Natursteinterrasse 3Da die Fläche der Natursteinterrasse bereits im Vorfeld ausgekoffert worden war und einen entsprechenden KiesUnterbau erhalten hatte, konnten wir am »Gartentag« sofort mit den eigentlichen Verlegearbeiten beginnen. Das war keine ganz leichte Arbeit, denn insbesondere die größeren Platten waren so schwer, dass man sie besser zu zweit setzte. Hinzu kam, dass die angestrebte Musterung nur durch eine
»unregelmäßig regelmäßige« Mischung der verschiedenen Plattengrößen und Pflastersteine zu erreichen war. Dabei blieb nicht aus, dass einige Platten wieder hochgenommen und in geänderter Anordnung gesetzt werden mussten. Zudem stellte sich im Lauf des Tages heraus, dass die Bestellung der benötigten Plattenmenge zu knapp ausgefallen war: Die zunächst auf rund 24 Quadratmeter berechnete Terrasse fiel nämlich letztlich um einige Quadratmeter größer aus, sodass eine Materialnachlieferung nötig wurde. Dadurch konnte die Terrasse nicht wie geplant an einem Tag fertiggestellt werden ...
Dennoch war der Bau dieser Terrasse für alle Beteiligten ein spannendes, schönes und erfolgreiches Unterfangen. Selbst die Tatsache, dass die Fertigstellung erst in der Folgewoche möglich war (1) hat dieses Bauprojekt nicht wesentlich beeinträchtigt. Dabei spielte wohl auch eine Rolle, dass die Arbeiten den HelferInnen nicht bis ins letzte Detail planerisch vorgegeben waren, sondern insbesondere beim Verlegen der Steine auch eigene Vorstellungen entwickelt und umgesetzt werden konnten. Damit entstand letztlich ein sehr facettenreiches, lebendiges Muster, in dem jeder Stein »seinen« Platz gefunden hat.

Heute ist diese Terrasse längst ein selbstverständlicher Bestandteil der Außenanlage. Und es mag sein, dass es ihr wie anderen befestigten Platten- und Pflasterflächen geht: Man läuft darüber hinweg, ohne die Details der Steinplatten und ihrer Anordnung besonders wahrzunehmen. Doch es gibt auch andere, die einen Sinn für besondere Bodenstrukturen haben. Abgesehen von all denen, die an dieser Terrasse mitgearbeitet haben, sind es oft auch Besucher der Kindertagesstätte, vor allem aber die Kinder selbst, die sich für die Musterung interessieren und denen dieses Gefüge aus unterschiedlich großen und farbigen Granitplatten und -pflastersteinen gefällt. Für sie alle bleibt die Fläche ein attraktiver Blickfang, der sich in jeder Hinsicht gut nutzen lässt.

(1) Insbesondere durch Herrn Andreas Ranzinger (Fa. Wundsam  Bau GmbH), der auch alle anderen Teile der Gartengestaltung in dieser Einrichtung großzügig und tatkräftig unterstützte.

Infos zur Einrichtung
Kindertagesstätte St. Josef

Belegung: 100 Kinder 3 bis 6 Jahre, 30 Kinder unter 3 Jahre
Leitung: Waltraud Kramer, Brunhilde Eichberger (stellv.) Anschrift
Fritz-Weidinger-Straße 43, 94051 Hauzenberg
Tel. 08586.979390
E-mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!
Träger: Caritasverband für die Diözese Passau e.V.
Außengelände: rund 1.100 Quadratmeter

 

Zitiervorschlag:
Österreicher, Herbert: Zwischen drinnen und draußen. Elemente der Gartengestaltung in Kitas: Natursteinterrasse. In: www.kinderfreiland.de. Datum des Zugriffs dd.mm.jjjj

oder

Österreicher, Herbert: Zwischen drinnen und draußen. Elemente der Gartengestaltung in Kitas: Natursteinterrasse. In: Betrifft Kinder, Heft 06-07/2016. Berlin und Weimar: verlag das netz

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