Wasser marsch!

Elemente der Gartengestaltung in Kitas: Wasserspielbereich

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Wasserspielbereich 1Herbert Österreicher plant und gestaltet Freianlagen von Kitas, Horten und Grundschulen. In einer Serie berichtet er an Beispielen, worauf man bei der Gartengestaltung achten sollte und was Kinder im Außengelände brauchen, um sich wohl zu fühlen.

Wenn es ein Element gibt, das möglichst in jedem Kita-Garten zur Verfügung stehen sollte, dann ist es Wasser – das wohl wichtigste Element für Kinder. Auch wenn seine Verfügbarkeit nicht selten einige Fragen und Schwierigkeiten aufwirft, lohnt es die Mühe immer, sich damit auseinanderzusetzen und alles zu tun, um Kindern diese Spielund Erfahrungsmöglichkeiten zu verschaffen.  Wasser sollte in keinem Garten für Kinder fehlen.

Wasserwege

Alle Fragen, die sich stellen, wenn ein Wasserspielplatz eingerichtet werden soll, lassen sich in drei entscheidenden Punkten zusammenfassen:

  1. Woher   kommt das Wasser bzw. wie kann es zugeleitet werden?
  2. Welche Sicherheitsaspekte  sollten bei der Gestaltung des Wasserspielbereiches berücksichtigt werden?
  3. Wie lässt sich das hier eingesetzte Wasser ableiten bzw. welche Möglichkeiten bestehen, es im Gelände versickern zu lassen?

Diese technischen Voraussetzungen stehen immer am Anfang der Suche nach einer gestalterischen Lösung, denn damit werden die wesentlichen Entscheidungen über ein dauerhaftes und zufriedenstellendes Funktionieren dieses Spielbereichs getroffen. Wie die jeweiligen Entscheidungen im Einzelfall ausfallen, hängt stark von den örtlichen Gegebenheiten ab. Außerdem spielen dabei auch finanzielle  Fragen eine Rolle, denn beispielsweise der Aufwand zur Herstellung der Wasserzuführung kann bei ungünstigen baulichen Verhältnissen erheblich sein.

Wasserspielbereich 2

Um eine häufig gestellte Frage gleich an dieser Stelle zu beantworten: Wasser, das Kindern über einen entsprechenden Wasserspender zum Spielen angeboten werden soll, muss Trinkwasserqualität haben. Das bedeutet unter anderem, dass eine Wasserrückführung und Wiederverwendung ausscheidet. Der technische Aufwand zur Reinigung und Desinfizierung wäre eindeutig zu hoch. Lediglich dort, wo Wasser bodennah aus einem Quellstein oder einer anderen, Quelle-ähnlichen Vorrichtung sickern kann, werden manchmal geringere Anforderungen an die Wasserqualität gestellt. Dennoch sollte auch in diesen Fällen spätestens vor den Ausführungsarbeiten das zuständige Wasserwirtschaftsamt konsultiert werden. Die Erfahrung zeigt, dass solche Fragen regional durchaus unterschiedlich beurteilt werden.

Wasserspielbereich 3Im Zusammenhang mit der Forderung nach Trinkwasserqualität wird seit einiger Zeit verstärkt auch die mögliche Gefährdung durch Legionellen problematisiert. Auch wenn alles dafür spricht, dass diese Mikroorganismen bei der Verwendung von kaltem Wasser im Freien schon deshalb kein Gesundheitsrisiko darstellen, weil sie sich typischerweise erst bei Wassertemperaturen von über 20°C in einer relevanten Größenordnung vermehren und nur dann gefährlich werden, wenn sie eingeatmet werden, bestehen heute immer mehr Fachleute darauf, dass auch das Wasser eines Wasserspielplatzes gegen Legionellen abgesichert werden soll. Das lässt sich aber nur erreichen, indem die Wasserzuleitung regelmäßig durchspült und somit ausgeschlossen wird, dass Wasser in der Zuleitung längere Zeit stehen kann. Die dafür erforderliche Ringleitung plus Versorgungs- und Kontrollschacht am Wasserspielplatz verursachen natürlich einen höheren technischen und finanziellen Aufwand.
Der vielleicht wichtigste Sicherheitsaspekt bei der Gestaltung des Wasserspielplatzes steht in engem Zusammenhang mit dem dritten der oben genannten Punkte, der Frage nach der Ableitung des Wassers.  Es ist klar, dass der Wasserverbrauch rasch ansteigt, wenn das Wasser lediglich in eine Rinne gelangt und über diese abfließt. Aus diesem Grund ist es sinnvoll, ein künstliches Bachbett mit einigen kleinen Becken zu bauen, in denen Wasser sich sammeln kann. Für die allermeisten Aktivitäten der Kinder ist dieser Wasservorrat bereits ausreichend, sodass die Wasserzuführung etappenweise nach Bedarf erfolgt. Allerdings ist zu beachten, dass die Becken nicht zu viel Wasser enthalten können. Wird ein maximaler Wasserstand von etwa acht bis zehn Zentimetern überschritten, sollte das Wasser in ein tiefergelegenes Becken oder in eine Abflussrinne überlaufen können. Die Ableitung des Wassers erfolgt im geschilderten Beispiel übrigens in den Spielsand, wo eine ausreichend gute Versickerungsmöglichkeit besteht.

Ein Bachlauf entsteht

Das Beispiel eines Wasserspielplatzes, der vor rund zehn Jahren in einem Kinderhaus in München-Trudering gebaut wurde, veranschaulicht nicht nur die oben genannten Aspekte, sondern zeigt auch, wie ein solcher Spielbereich zusammen mit Eltern und Mitgliedern des pädagogischen  Teams gestaltet werden kann. Außerdem konnten hier mittlerweile zahlreiche Beobachtungen  und Erfahrungen aus der täglichen Praxis gewonnen werden.
Schon bei der Grobmodellierung des Gartengeländes des Kinderhauses stand fest, wo später einmal ein Wasserspielplatz entstehen sollte. Und so erstellte die damals beauftragte Gartenbaufirma eine knapp zwei Meter hohe Hügelmodellierung, auf deren höchster Stelle ein Wasserspender gesetzt wurde. Angeschlossen an das Trinkwassernetz des Hauses, lässt sich dieser Wasserspender mittels Druckknopf bedienen: Drückt ein Kind auf den großen Knopf am Standrohr, fließt einige Sekunden lang Wasser, bis der Wasserfluss automatisch wieder stoppt.

Wasserspielbereich 4Bau und Gestaltung des Bachlaufs fanden einige Monate später statt, gemeinsam mit Eltern, Kindern und ErzieherInnen.  Dazu gruben wir zunächst eine etwa eineinhalb Meter breite und acht bis neun Meter lange Rinne vom Wasserspender auf dem Hügel bis an den Rand des großen Sandplatzes am Fuß der Hügelmodellierung. Diese Form erhielt dann eine Packung aus grobem, mittels Stampfer verdichtetem Kies, wobei wir bereits grob die späteren Becken festlegten und vorformten. Anschließend setzten wir einige besonders große Findlingssteine, die wir für den Bachlauf als Sitz- und Kletterfelsen reserviert hatten. Diese Steine mussten aufgrund ihrer Masse ohnehin nicht mit Beton stabilisiert werden, und wir konnten uns so nach und nach der endgültigen Form des Bachbetts und seiner Ränder annähern.
Das Bachbett selbst erhielt seine Form durch einen gezielten, wenn auch bewusst unregelmäßigen  Wechsel aus mittleren und kleineren Findlingssteinen und erdfeuchtem Beton. Als besonderen, ins Auge fallenden Schmuck hatten wir ein kleines Sortiment an rundlichen Azurit- und Chrysokoll-Kieselsteinen bereitgestellt, die einzeln an bestimmten Stellen in die noch feuchte Betonoberfläche gesetzt wurden. Statt solcher, eher seltenen Minerale lassen sich natürlich auch andere Kieselsteine oder Fliesenstücke (ohne scharfe Kanten!) verwenden; man sollte aber das Gesamtbild der Gestaltung nicht aus den Augen verlieren. Dabei gilt: Weniger ist mehr.
Zuletzt wurden alle Steine mit Putzschwämmen sorgfältig von anhaftenden Betonresten gesäubert. Versäumt man das, bleibt auf den Steinen ein unschöner grauer Zementschleier haften. Außerdem deckten wir die ganze Anlage für etwa zwei Tage mit einer Plastikplane ab, um zu vermeiden, dass der Beton an der Oberfläche zu rasch trocknet und dadurch weniger gleichmäßig aushärtet.

Wasser zum Spielen und Erforschen

Wasserspielbereich 5Die Erfahrungen mit diesem Wasserspielplatz sind rundum positiv, was inzwischen auch viele BesucherInnen des Hauses kennenlernen  konnten. Der Bachlauf bietet nicht nur den Kindern das ganze Jahr über (!) ein äußerst attraktives und immer wieder neu erscheinendes Angebot für Spiele, Versuche und Arbeiten aller Art, sondern stellt auch für die ErzieherInnen eine unerschöpfliche Fundgrube an Beobachtungsmöglichkeiten dar. So entwickeln die Kinder zu jeder Jahreszeit unterschiedliche Aktivitäten und machen auch mit Eis, Schnee und Schmelzwasser ihre ganz eigenen Erfahrungen. Zudem machen die kleineren und größeren Findlingssteine des Bachlaufs immer wieder Lust aufs Balancieren, wobei auch Bretter und andere Hölzer zum Einsatz kommen, etwa um einen Steg zu bauen. Von besonders großer Bedeutung ist jedoch, dass jüngere und ältere Kinder diesen Spielbereich gleichermaßen nutzen und das in vielfältigen Interaktionen: Jüngere Kinder lernen beispielsweise von älteren, wie sich ein Staudamm bauen lässt, während die älteren Kinder Schlauchleitungen konstruieren, damit die Lieblingspfütze einiger Kleinkinder nicht austrocknet ...
Anfangs geäußerte Bedenken hinsichtlich unzureichender Hygiene bei länger stehendem Wasser spielen übrigens längst keine Rolle mehr:
Die Kinder lieben es, ihren Bachlauf zu pflegen, zu waschen und auszukehren. Sie würden sich diese Arbeit von den Erwachsenen auch nicht wegnehmen lassen.
Abschließend sei noch auf einen Aspekt hingewiesen, der gerade bei einem Wasserspielplatz eine große Rolle spielt: die Schattierung. Vor allem im Sommer, wenn Kinder sich besonders gerne und länger als sonst am Wasser aufhalten, ist eine ausreichende Beschattung unverzichtbar. Im Fall des Münchner Kinderhauses wurden aus diesem Grund schließlich einige Großschirme eingebaut, deren Schattenwurf auch den Wasserspielplatz gut abdeckt. Solche Schirme haben zwar ihren Preis, bieten aber oft eine schönere und sehr zweckmäßige Alternative zu Sonnensegeln.


Infos zur Einrichtung
Städtisches Kinderhaus

Belegung: 36 Kinder unter 3 Jahre, 24 Kinder 3 bis 6 Jahre
Leitung: Tanja Meck, Claudia Gahmig (stellv.)
Anschrift: Felicitas-Füss-Straße 14, 81827 München
Tel. 089.45678490
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Träger: Landeshauptstadt München
Außengelände: rund 650 Quadratmeter

 

Zitiervorschlag:
Österreicher, Herbert: Wasser marsch! Elemente der Gartengestaltung in Kitas: Wasserspielbereich. In: www.kinderfreiland.de. Datum des Zugriffs dd.mm.jjjj

oder

Österreicher, Herbert: Wasser marsch! Elemente der Gartengestaltung in Kitas: Wasserspielbereich. In: Betrifft Kinder, Heft 05/2016. Berlin und Weimar: verlag das netz

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